Für den Notfall nun noch besser gerüstet
Zwei neue Fahrzeuge für Schnelleinsatzgruppen des DRK. „Hiermit ist der Rhein-Lahn-Kreis für Katastrophenfälle nun noch besser aufgestellt“, fasst Landrat Günter Kern zusammen.
Für rund 215 000 Euro haben die Schnelleinsatzgruppen (SEG) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zwei neue Einsatzfahrzeuge bekommen. Im Katastrophenfall kann die Erstversorgung vor Ort nun noch optimaler und effektiver gestaltet werden.
Generell begann nach der Katastrophe beim Flugtag in Rammstein 1988 ein Umdenken in den Hierarchien des Rettungswesens nicht nur in Rheinland-Pfalz. In der Konsequenz führte das Unglück aber mit zur Konzeption der sogenannten Schnelleinsatzgruppen (SEG). Diese werden bei erreichen der Leistungsgrenze des Rettungsdienstes, oder bei der Betreuung einer großen Zahl von Betroffenen aber auch Unverletzten zum Einsatz gebracht. Beispielsweise bei Verkehrsunfällen mit mehr als sechs Verletzten, kommt die SEG zum Einsatz und unterstützt den Rettungsdienst bei der Versorgung und dem Transport der Opfer. Aber auch Naturkatastrophen, Großveranstaltungen, Evakuierungen oder Großeinsätze der Feuerwehr erfordern den Einsatz dieser Helfer. Im Rhein-Lahn-Kreis gibt es die aus vier Modulen bestehende – ausschließlich ehrenamtlich tätige -Spezialeinheit des DRK seit den neunziger Jahren. Ein Teil des nötigen Gerätes und der Fahrzeuge ist im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus in Singhofen stationiert. Bislang kamen die SEG`ler in den verschiedenen Zusammensetzungen zum Beispiel bei der großen Evakuierung in Koblenz wegen einer Bombenentschärfung, aber auch zur Betreuung der zahlreich angereisten Trauernden nach dem tragischen Geisterfahrerunfall bei dem ein Bad Emser Familienvater und zwei seiner Kinder starben zum Einsatz. Aber auch bei mehreren Großeinsätzen der Feuerwehren wurden Betreuungs- oder Verpflegungseinheit alarmiert. Die „Feuertaufe“ für die SEG war allerdings der Einsatz beim Waldhof-Unglück an der Loreley im Januar 2011. „Am Morgen des 13. Januar war ich sehr froh, dass wir die SEG hatten. Schnell war Material vor Ort um den Krisenstab unterzubringen und zu versorgen. Das war der erste große Einsatz, die Bewährungsprobe für die SEG“, so Günter Kern.
In Singhofen wurde nun „das Herzstück“ der „SEG Sanität“ sowie ein Gerätewagen für die Betreuungsgruppe nun offiziell in Dienst gestellt und geweiht. Der „Gerätewagen Sanität“ (GW SAN) hat rund 165 000 Euro gekostet (60 000 Euro werden durch das Land Rheinland-Pfalz gefördert) und enthält quasi ein Behelfskrankenhaus mit dem bis zu 30 Schwer- und Schwerstverletzte versorgt werden können. Gemeinsam haben die SEG’ler - die meisten retten übrigens auch im Hauptberuf Menschenleben - die Ausstattung für den neuen 7,5 Tonner selbst geplant. Natürlich wurden bei der Konzeption die Vorgaben des Landes Rheinland-Pfalz beachtet, allerdings ist die Rhein-Lahn Variante so konzipiert, dass sie den Gegebenheiten im ländlichen Raum entspricht. Unter anderem Christian Elbert und Markus Clausen, beide als Gruppenführer in der SEG sowie Zugführer Oliver Laux-Steiner für das Konzept verantwortlich. Im echten Einsatzfall wären die ersten Fahrzeuge der SEG nach 10 Minuten unterwegs in den Einsatz. Vor Ort würden die beiden beheizten und beleuchteten Zelte des Behandlungsplatzes von einigen SEG`lern aufgebaut, während andere mit der Sichtung und Erstversorgung beginnen würden. Das dazu nötige Material ist in Rollcontainern gelagert. Der Gerätewagen Sanität enthält neben dem Zeltmaterial alles für die Wundversorgung. „Natürlich auch für die so genannte große Wundversorgung mit chirurgischen Bestecken. Wir haben eigentlich alles dabei was man für die verschiedenen Einsatzszenarien brauchen könnte: Vakuummatratzen, Vakuumschienen, Infusionen, Medikamente, Narkosematerial, Defibrillatoren, Monitore und alles andere Nötige“, berichtet Clausen.
Das zweite durch die Geistlichen Peter Egenolf und Harald Peter Fischer geweihte Fahrzeug ist ein Gerätewagen für die Betreuungsgruppe. Die SEG Betreuung richtet im Bedarfsplatz Sammelplätze ein, wirkt bei der Panikbekämpfung mit, führt die psychosoziale Betreuung durch, verteilt Verpflegung, transportiert Betroffene und unterstützt gegebenenfalls den Sanitätsdienst. Der GW Betreuung hat 52 000 Euro gekostet, 20 000 Euro davon kommen vom Land Rheinland-Pfalz.